Es war 1974: Auf einer Hauptverkehrsstraße in Barmbek geriet der achtjährige Harald F. beim Überqueren der Fahrbahn unter die Räder eines Pkw und kam mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus. Die Diagnose der Ärzte: Querschnittslähmung. Ein fast alltäglicher Fall, Randmeldung auf einer Zeitungsseite. Beim Hamburger Abendblatt führte sie 1975 zu einer ungewöhnlichen Entscheidung. Die Redaktion gründete die gemeinnützige Aktion „Kinder helfen Kindern“ für unfallgeschädigte und behinderte Kinder. Die Redaktion wollte helfen.
Bis Ende der 80er-Jahre gab es Bastel-Basare für kranke Kinder
So rief sie Kinder auf, die Aktion zu unterstützen. Sie sollten basteln für den guten Zweck. Mehr als 1000 Schülerinnen und Schülerstrickten, hämmerten, malten und verkauften ihre Arbeiten an einem Adventswochenende auf dem ersten großen Bastel-Basar in einer Messehalle zugunsten behinderter Kinder. 25.000 Besucher drängten sich um die Stände, 164.000 D-Mark kamen zusammen. Und damit waren es auch Kinder, die dem Verein seinen Namen gaben. Bis Ende der 80er-Jahre gab es in der Adventszeit Bastel-Basare, die dann ins Hanse-Viertel umzogen.

Nicht nur Kinder, auch die ganz Großen in der Showbranche wollten helfen. So gab es Aktionen wie „Stars helfen Kindern“, in denen Kino- und TV-Größen im CCN auftraten und alles dem Abendblatt-Verein zufloss. 1976 engagierten sich Marlène Charell, Hans Rosenthal, Roberto Blanco und Vicky Leandros bei der fünfstündigen Veranstaltung. Caterina Valente sowie Willy Millowitsch, Roy Black und Heidi Kabel waren bei den großen Gala-Revues dabei. Unvergessen blieb der Auftritt von Freddy Quinn, der 1980 hoch zu Ross in den großen Saal vom CCH einritt. Die Aktion lief bis 1983.

Die Haspa war von Beginn an an der Seite des Abendblatt-Vereins
1977 wurde aus der Initiative „Kinder helfen Kindern“ ein gemeinnütziger Verein. 1979 begann auch die Haspa mit dem Sammeln von Urlaubsmünzen in ihren Nachbarschaftsfilialen, die dem Verein „Kinder helfen Kindern“ zugutekamen. Bis Ende 2024 kamen so rund zwei Millionen Euro an Münzen und Scheinen zusammen. Das Ressort Von Mensch zu Mensch, das es als Rubrik bereits seit 1952 gibt, wurde im Jahr 1984 von Renate Schneider übernommen. Zuvor hatten es die Redakteure Hans-Erasmus Fischer, Dr. Hildegard Damrow und Erik Verg geführt. Mit einem Extra-Lebenshilfe-Spendentopf „Von Mensch zu Mensch“ wurden kurze Zeit später auch Erwachsene unterstützt. Bereits 1988 konnte der Abendblatt-Verein mehr als vier Millionen D-Mark für Opfer von Verkehrsunfällen und für die von Geburt an oder durch Krankheit behinderten Kinder einsetzen. Von den Spenden wurden Rollstuhlfahrräder für Schulen angeschafft, Behindertenbusse mit Spezialgurten und Sportvereine mit behindertengerechten Spielgeräten sowie die Kinderkrebs-Klinik in Hamburg-Eppendorf mit neuen Betten und Nachtschränken ausgerüstet. Jedes Jahr wurden zwischen 700 und 1000 behinderte Kinder bei Ferienreisen oder Rehabilitationskursen finanziell unterstützt.
Norwegens Kronprinzessin lud Kinder mit Behinderung ein
Seit 1979 reisten kleine Gruppen Hamburger Schüler, einschließlich ihrer Rollstühle, nach Norwegen. Die erste Gruppe war von der damals noch norwegischen Kronprinzessin Sonja während deren Hamburg-Besuch eingeladen worden. Später übernahm der Abendblatt-Verein in Zusammenarbeit mit dem norwegischen Club und der Jahre Line die Organisation der Reisen. Auch damals gab es schon die Unterstützung von Einzelfällen, vielfach auch im Ausland, beziehungsweise wurden Kinder von dort nach Hamburg zur ärztlichen Behandlung geholt.

zu Ferienreisen nach Norwegen ein.
Weihnachtspäckchen für einsame Senioren
Ende der 80er-Jahre rief Renate Schneider Kinder dazu auf, Kinderbilder für ihre neu gegründete Weihnachtspäckchen- Aktion an besonders Not leidende und bedürftige Menschen in Hamburg zu malen. Was mit anfangs 1000 grünen Paketen begann, die noch an einzelne Bedürftige verschickt wurden, steigerte sich mit den Jahren auf heute 8000 Weihnachtspäckchen pro Jahr. Sie sind nach wie vor gefüllt mit leckeren Lebensmitteln und Pflegeprodukten und gehen an soziale Institutionen, die die Pakete an ihre Klienten verteilen. Inzwischen werden neben Kinderbildern auch Bastelarbeiten von Leserinnen und Lesern beigelegt.
Gemeinsam für junge Menschen in Not singen, sich begegnen – und das alles für den guten Zweck – das war die Idee von Hans-Peter Schmitz-Dedert vom Lions Club Hamburg-Hoheneichen. Seit 1992 veranstaltet der Lions Club deswegen gemeinsam mit dem Hamburger Abendblatt das Kinderchorfestival „Kinder singen für Kinder im Michel“ zugunsten des Abendblatt-Vereins. Unterstützer der ersten Stunde war Prof. Hermann Rauhe, ehemals Präsident der Hochschule für Musik. Inzwischen ist auch Young ClassX Mitveranstalter des Events, das meistens im April im Michel stattfindet.
Nur ein Jahr später rief Renate Schneider die „Märchen im Michel“ ins Leben, bei der große Schauspieler Friedrich Schütter, Hans Paetsch, Peter Striebek u. a. zugunsten von schwerkranken Kindern vorlasen. Seit 2012 gibt es zwei Veranstaltungen des beliebten Benefiz-Events: eine für Kinder am Nachmittag und eine feierliche am Abend. Immer wieder gab es besondere Benefizveranstaltungen zugunsten des Vereins, seien es Spendenläufe von Schulen, Konzerte oder Fußballspiele.
Am 14. Mai 1995 richtet der Circus Roncalli eine Feier aus zum 20-jährigen Bestehen des sozialen Engagements vom Abendblatt-Verein aus. Und außergewöhnlich war im Juli 1996 auch das Spiel mit buntem Rahmenprogramm der Hamburger Football-Mannschaft Blue Devils gegen eine amerikanische Collegemannschaft aus Illinois, die so viele zahlende Zuschauer ins Volksparkstadion lockte, dass am Ende fast 100.000 D-Mark für den Abendblatt-Verein erlöst wurden. Dieses Geld ging an eine Kinderklinik in der Region Tschernobyl.

Gefährdete Kinder und Jugendliche im Brennpunkt
Im Jahr 1997 startete „Kinder helfen Kindern“ eine neue Aktion für gefährdete Jugendliche, die „Brennpunkt Jugend“ hieß und vorwiegend in sozial schwierigen Stadtteilen aktiv wurde. Allein in Neuallermöhe-West, wo es an Infrastruktur fehlte, half die Initiative mit vielen Projekten und insgesamt 100.000 D-Mark: mit einer Beach-Volleyball-Anlage, einem Badesteg, einer Anti-Graffiti-Aktion und Zuschüssen für ein dringend benötigtes Jugendhaus. Wenn Abonnenten in Urlaub fuhren, konnten sie den Geldwert ihres ausgesetzten Abos für den guten Zweck spenden. Diese mehrjährige Aktion begann 2004. Vier Kilometer laufen für den guten Zweck. Unter dieser Überschrift starten seit2004 jährlich Tausende Hamburger beim HafenCity Run (früher HSH Nordbank Run)zugunsten des Abendblatt-Vereins. EineRekordzahl waren 28.000 Läufer 2008. Bis2022 wurden vom Spendengeld unter dem Programm „Kids in die Clubs“ Vereinsmitgliedschaften für Kinder aus sozial schwachen Stadtteilen über den Abendblatt-Verein finanziert. Inzwischen gehen die Erlöse an verschiedene soziale Jugendprojekte in der Stadt.

Das Hamburger Kinder- und Jugendzirkus-Festival
Das erste Hamburger Kinder- und Jugendzirkus-Festival veranstaltete im April 2004 der Zirkus Willibald in Wilhelmsburg gemeinsam mit den Hamburger Zirkussen Circus Mignon, Abrax Kadabrax, Pampel Muse, Rot(z)nasen, TriBühne und einem Sportverein aus Wilhelmsburg. Bis heute findet das Festival immer reihum bei einem anderen Verein statt und wird vom Abendblatt-Verein nach wie vor finanziell unterstützt. Mit der „Initiative 2006“ wollte sich das Hamburger Abendblatt ab März 2006 gemeinsam mit dem Abendblatt-Verein für Hamburgs vernachlässigte Kinder einsetzen und stellte auf der Seite Von Mensch zu Mensch beispielhaft Projekte und soziale Initiativen vor, die sich um verwahrloste und bedürftige Kinder kümmern. Bereits Mitte Juli brachte der Verein eine Spendensumme von 250.000 Euro für Kitas, Jugendhäuser, Theaterprojekte für Grundschüler, Reisen für Jugendliche aus schwierigen Stadtteilen und Einzelfällen auf.

Renate Schneider wurde mit einem großen Fest verabschiedet
2012 wurde Renate Schneider nach 32 Jahren des Engagements mit einem großen Fest in der Laeiszhalle verabschiedet, und Sabine Tesche übernahm die Leitung des Ressorts Von Mensch zu Mensch und die gemeinsame Führung des Vereins „Kinder helfen Kindern“ mit Vivian Hecker. Wie von Beginn an üblich, waren der erste und zweite Vorsitzende des Vereins der jeweilige Chefredakteur und Geschäftsführer des Hamburger Abendblatts. Mehr in den Mittelpunkt rückten Senioren 2013 mit der gemeinsamen Initiative des Hamburger Abendblatts mit dem Hamburger Sportbund „Mach mit – bleib fit!“, bei dem speziell ausgebildete Trainer aus Stadtteil-Vereinen in Senioreneinrichtungen und -treffs gehen und dort Bewegungskurse anbieten. Einzelne Kurse wurden dabei von der Initiative „Von Mensch zu Mensch“ und später auch vom Abendblatt-Verein gefördert.

Der Verein wird in „Hamburger Abendblatt hilft“ umbenannt
Die Abendblatt-Redaktion Von Mensch zu Mensch organisierte 2015 gemeinsam mit der PSD Bank Nord den Hamburger Preis für Flüchtlingshilfe und vergab 50.000 Euro für fünf vorbildliche Organisationen. Nur ein Jahr später gab die PSD Bank Nord die gleiche Summe für die Initiative „Sagen Sie Danke!“: 1400 Leserinnen und Leser nutzten die Gelegenheit, sich über die Zeitung bei Menschen und Vereinen zu bedanken, deren Engagement sie schätzten. Dreimal wurden jeweils 25 Projekte von Kitas über Altenheime bis zu Bürgertreffs von der Redaktion Von Mensch zu Mensch und der PSD Bank Nord ausgezeichnet. Im Vereinsjubiläumsjahr 2025 wird die Aktion wiederholt. 2019 wurde die Spendeninitiative „Von Mensch zu Mensch“ und der Verein „Kinderhelfen Kindern“ unter dem gemeinsamen Namen „Hamburger Abendblatt hilft“ zusammengeführt. Gleichzeitig wurden die neuen Schwerpunkte festgelegt. So gibt es seitdem vor allem Einzelfallhilfe für Alleinerziehende mit ihren Kindern, Menschen mit Behinderung, Lerntherapien und Nachhilfe für Schüler und Unterstützung für arme Senioren.

„Gemeinsam gegen Corona“ wird zur größten Spendenaktion
Im Frühjahr 2020 begann die Corona-Pandemie, sich in Hamburg auszubreiten. Der Abendblatt-Verein reagierte mit einer umfassenden Hilfskampagne unter dem Motto: „Hamburg, gemeinsam gegen Corona!“ und verteilte zwischen Ende März und Mitte Mai insgesamt 53.400 Lebensmittelgutscheine im Wert von je 25 Euro an Bedürftige in der Stadt. Dafür wurden innerhalb von sechs Wochen 1,34 Millionen Euro an Spenden eingesammelt und ausgegeben. Insgesamt gab der Verein in diesem Jahr mehr als 2,36 Mio. Euro an Spenden für rund 74.000 Bedürftige aus.
Pastor Tobias Woydack von der Diakonie.
Eine Oase für ukrainische Geflüchtete in Hamburg
Mit dem Angriffskrieg der Russen auf die Ukraine im Februar 2022 flüchteten viele Ukrainerinnen mit ihren Kindern nach Deutschland. In Hamburg eröffnete „Hamburger Abendblatthilft“ als Hauptkooperationspartner am 18. April gemeinsam mit dem Sternchance e.V. das Schrödingers City Kids, ein Begegnungszentrum für die Geflüchteten, das inzwischen für viele zur zweiten Heimat geworden ist. An drei Tagen in der Woche werden dort Deutschkurse, Beratung und Kinderbetreuung angeboten.
Im Mai 2022 wurde Sabine Tesche zur Vorstandsvorsitzenden von Hamburger Abendblatt hilft e.V. gewählt, im Februar 2024 Vivian Hecker zur zweiten Vorsitzenden. 2024 schrieb anlässlich des 150. Jubiläums der Bergedorfer Zeitung der Abendblatt-Verein gemeinsam mit der Zeitung und der Volksbank Bergedorf einen Preis für Projekte aus der Region aus.

Spannende Aktionen im Jubiläumsjahr 2025
Im Jahr 2025 feiert „Hamburger Abendblatt hilft“ 50 Jahre soziales Engagement. Neben einem Senatsempfang und einer „Sagen Sie Danke!“-Aktion gemeinsam mit der PSD Bank Nord sind weitere Kampagnen geplant. So wird es ab Frühjahr 2025 die Aktion „NetzFest“ geben. Dabei wird der Abendblatt-Verein gemeinsam mit der Körber Stiftung bedürftige Seniorinnen und Senioren mit Smartphones und Tablets ausstatten und für sie gemeinsam mit sozialen Partnern individuelle Einführungskurse in die digitale Welt organisieren. Bis ins Jahr 2025 hat der Abendblatt-Verein seit seiner Gründung mehr als 500.000 Menschen in Not mit mehr als 20 Millionen Euro geholfen.